Lerninhalte |
Da diese einführende Vorlesung in diesem Semester keine Präsenzvorlesung sein kann, müssen wir notgedrungen auf das gemeinsame Diskutieren von Kunstwerken „in Echtzeit“ verzichten.
Dadurch aber können wir uns online umso intensiver mit dem zentralen Aspekt dieser Einführung in die Kunstgeschichte befassen: mit dem Kennenlernen dessen, was es heißt, die Auseinandersetzung mit Kunstwerken als eine Wissenschaft zu betreiben. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl und den inhaltlichen Überschneidungen mit dem Seminar "Einführung in die Kunstgeschichte" (1832) habe ich beide Veranstaltungen inhaltlich einander weiter angenähert und den Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit kunstwissenschaftlichen Arbeitsweisen, Methoden, ihren Fragestellungen und Gegenstandsfeldern gelegt. Die jeweiligen Modulzuordnungen ändern sich dadurch nicht. Es ist lediglich eine Veranstaltung in zwei Gruppen entstanden. Nur diejenigen wenigen Studierenden, die beide Veranstaltungen - die ursprüngliche Vorlesung (1801) und auch das Seminar (1832) belegt haben - , müssen sich für eine der beiden Veranstaltungen entscheiden.
Nicht nur geht es dabei um das Erarbeiten kunsthistorischer/kunstwissenschaftlicher Methoden, sondern immer auch um ganz bestimmte und oft sehr verschiedene Auffassungen dessen, was Bilder sind und welche Funktion(en) sie haben. Darüber hinaus geht es immer auch darum, was Bilder mit denjenigen machen, die mit ihnen umgehen, die ihnen begegnen und wie dieses Rezipieren reflektiert werden kann. Schließlich liegt dieser Wissenschaft die Auffassung zu Grunde, dass Bilder ganz besondere Quellen eigener Art sind, die anders als Texte, jedoch mit großer Macht, die Vorstellungen, Auffassungen und Ideen menschlicher Kulturen, Gesellschaften und Politiken verhandeln, begründen oder beeinflussen. Die grundsätzliche Frage hinter den im Laufe der über zweihundertjährigen Geschichte der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kunstwerken entwickelten methodischen Ansätzen ist die immer wieder neu und anders zu stellende Frage danach, wie Kunstwerke „gelesen“ und verstanden werden können, um die Gesellschaften zu verstehen, die sie hervorgebracht haben.
Mit Hilfe der für dieses Seminar ausgewählten Texte habe ich versucht, einen Überblick über die wesentlichen und auch ganz unterschiedlichen Zugänge zu Bildern und Kunstwerken zu geben, die zugleich methodische Reflektionen der Bedingungen und Voraussetzungen des jeweiligen wissenschaftlichen Ansatzes sind.
Grundsätzliche Fragehorizonte dieser Wissenschaft werden mit Hans Belting (Bildanthropologie) und Sigrid Schade/Silke Wenk (Visuelle Kultur: Mythos der unmittelbaren Verständlichkeit von Bildern) eröffnet. Dann erarbeiten wir uns den heute noch grundlegenden Ansatz Erwin Panofskys und seiner „Ikonographisch-Ikonologischen Methode“. Mit Hilfe von Oskar Bätschmanns Text werden wir die hermeneutische Methode der Kunstwissenschaft kennenlernen und mit Wolfgang Kemp den rezeptionsästhetischen Ansatz ergründen. Danach werden wir mit einem wichtigen Text Max Imdahls das von ihm entwickelte bildanalytische Verfahren (Ikonik) studieren. Christiane Kruse führt uns in ihre Überlegungen einer Kunstgeschichte als historische Bildwissenschaft, während Barbara Paul unseren Blick auf Feminismus und Gender als Kategorie kunsthistorischer Forschung eröffnen.
Wichtig: Das Seminar findet online statt. Zu den Terminen werden Texte und Aufgabenstellungen ins Learnweb gestellt.
Die Seminarteilnehmer*innen erhalten, nach dem sie sich für das Seminar angemeldet haben, zur ersten Sitzung per email den Zugang zum Learnweb.
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