Information zur Seminarstruktur in den Gruppen 1 und 2:
Bitte beachten Sie, dass das Seminar in den Gruppen 1 und 2 praxisorientiert und forschungsnah sein wird. Anknüpfend an ein laufendes Projekt zum Thema, wird das Seminar in seinen Praxisanteilen die Social-Media-Aktivitäten der Parteien und SpitzenkandidatInnen im zurückliegenden Bundestagswahlkampf 2017 anhand verschiedener politikwissenschaftlicher Fragestellungen analysieren. Zur Vermittlung innovativer Methoden im Umgang mit großen Textdatenbeständen (Datenerhebung, -aufbereitung sowie aktuelle computerlinguistische Methoden) wird das Seminar in enger Kooperation mit dem Institut für Informationswissenschaft und Sprachtechnologie (Prof. Dr. Ulrich Heid) stattfinden. Das Seminar wird dementsprechend im Co-Teaching mit Fritz Kliche durchgeführt. Aus der Mischung aus inhaltlichen und praktischen Anteilen ergeben sich vielfältige Lernerfahrungen sowie theoretische und methodische Kompetenzen für die Studierenden.
Literatur:
Buchstein, H. (1996). Bittere Bytes. Cyberbürger und Demokratietheorie. Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 44(4), 583. Retrieved from http://search.proquest.com/docview/1298950613?accountid=11359.
Hindman, M. S. (2009). The myth of digital democracy. Princeton, NJ [u.a.].
Kneuer, M. (2013a). "Mehr Partizipation durch das Internet?". Zur Sache: Vol. 7. Mainz: LpB.
Kneuer, M. (2013b). Bereicherung oder Stressfaktor?: Überlegungen zur Wirkung des Internets auf die Demokratie. In M. Kneuer (Ed.), Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft: Vol. 31. Das Internet: Bereicherung oder Stressfaktor für die Demokratie? (1st ed., pp. 7–31). Baden-Baden: Nomos.
Rowe, Ian (2014): Civility 2.0: a comparative analysis of incivility in online political discussion. In: Information, Communication & Society 18 (2), S. 121–138. DOI: 10.1080/1369118X.2014.940365.
Rowe, Ian (2015): Deliberation 2.0. Comparing the Deliberative Quality of Online News User Comments Across Platforms. In: Journal of Broadcasting & Electronic Media 59 (4), S. 539–555. DOI: 10.1080/08838151.2015.1093482.
Shirky, Clay (2008): Here comes everybody. the power of organizing without organizations. New York, NY [u.a.]: Penguin Books.
Seminar 3: Innerparteiliche Demokratie unter besonderer Berücksichtigung digitaler Instrumente (Mario Datts)
Die politischen Parteien in Deutschland stehen gegenwärtig vor vielfältigen Herausforderungen. Zu den augenscheinlichsten gehört ihr anhaltender Verlust an Mitgliedern; häufig wird von einer Krise der Parteiendemokratie gesprochen. Vor diesem Hintergrund lautet eine verbreitete Forderung, dass die Parteien ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten ausbauen sollten, um mehr und vor allem junge Menschen für die Parteiarbeit zu begeistern. Tatsächlich erweitern alle größeren Parteien seit einigen Jahren die innerparteilichen Mitbestimmungsmöglichkeiten. Dabei gewinnen vor allem basisdemokratische und digitale Instrumente zunehmend an Bedeutung und werden von einigen Beobachtern als Vorzeichen einer neuen innerparteilichen Partizipationskultur gesehen. Doch welche Formen von Innerparteilicher Demokratie gibt es und wie kann eine Stärkung der Mitbestimmung in den Parteien erreicht werden?
Im Seminar werden den Teilnehmenden einleitend zunächst die normativen und verfassungsrechtlichen Hintergründe der innerparteilichen Demokratie in Deutschland vermittelt. Darauf aufbauend sollen mögliche Kritikpunkte an der gegenwärtigen Ausgestaltung der Mitbestimmung in Parteien erörtert werden. Vor allem die vermeintlich zu geringen Partizipationsmöglichkeiten der Parteibasis sollen in diesem Zusammenhang kritisch diskutiert werden. Zudem soll untersucht werden, welche Veränderungen des deutschen Parteiensystems zu der oftmals attestierten Krise der Volksparteien und des mit ihnen verbundenen Modells Innerparteilicher Demokratie geführt haben.
Im weiteren Verlauf des Seminars soll es darum gehen, die aktuellen Entwicklungen im Bereich der innerparteilichen Mitbestimmung zu analysieren. Dabei werden schwerpunktmäßig digitale bzw. internetbasierte Mitbestimmungsinstrumente wie das Programm LiquidFeedback der (beinahe schon in Vergessenheit geratenen) Piratenpartei, aber auch soziale Medien, wie Facebook und Twitter, behandelt. Es soll schließlich untersucht und diskutiert werden, welche Funktion und Bedeutung innovative Partizipationsinstrumente einnehmen und ob sie in der Lage sind, die diagnostizierten Defizite im Bereich der innerparteilichen Demokratie zu beheben. |