Die Kulturpolitiken der beiden deutschen Staaten zwischen 1949 und 1989 waren durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen, staatlichen und administrativen Konstitutionen geprägt, die sich nach 1945 während der Besatzungszeit und im „Kalten Krieg“, der weltweiten Systemkonkurrenz zwischen den westlich-kapitalistischen Demokratien und dem Block der sozialistisch-kommunistischen Staaten herausbildeten. Sie führten auf unter-schiedliche Weise die Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus, Krieg und Völkermord und waren in den Modi der weltweiten „Sys-temkonkurrenz“ als „Frontstaaten“ wechselseitig aufeinander bezo-gen. Mit dieser Einbindung werden Prozesse gesellschaftlicher und kultureller Modernisierung in beiden deutschen Staaten behindert oder blockiert, so die Arbeitshypothese für das Seminar.
Das Seminar wird beispielhaft unterschiedliche Phasen und rele-vante Vorgänge der Kulturpolitiken in beiden deutschen Staaten untersuchen. Anhand von historischen Dokumenten werden Kon-fliktfelder in Theater-, Film-, Literatur- und Kunstpolitik in Ost- und Westdeutschland exemplarisch ausgeleuchtet und im Hinblick auf strukturelle kulturpolitische Prägungen und Konzeptionen gedeutet.
Ziel des Seminars ist es, die Bedeutung von Kunst und Kultur in beiden deutschen Staaten sowie die kulturpolitische Verfasstheit in beiden deutschen Staaten zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung zu verstehen und vor allem einen Überblick über die in der Literatur stark unterbelichtete Kulturpolitik in der DDR. |