Literatur |
Hannah Arendt, Vita Activa, Piper, besonders Abschnitte 11,12,13 aus dem dritten Kapitel, Die Arbeit („Die Arbeit unseres Körpers und das Werk unserer Hände", "Die Dinghaftigkeit der Welt", "Die Arbeit und das Leben"), S. 98-119.
Étienne Balibar, Marx' Philosophie, b_books; besonders Kapitel 2, "Die Welt verändern. Von der Praxis zur Produktion", S. 37-75.
Judith Butler, Psyche der Macht, Suhrkamp; besonders das Kapitel "Hartnäckiges Verhaftetsein, Körperliche Subjektivation. Hegel über das unglückliche Bewusstsein", S. 35-62.
Cornelius Castoriadis, Gesellschaft als imaginäre Institution. Entwurf einer politischen Philosophie, Suhrkamp; besonders das Kapitel 2, "Theorie und Revolutionäres Projekt", und Auszüge aus Kapitel 6.
Katja Diefenbach, Spekulativer Materialismus. Spinoza in der postmarxistischen Philosophie, Turia und Kant, Ausschnitte.
Karl Marx/Friedrich Engels: Deutsche Ideologie, Abschnitt I (A, B, C)
Karl Marx/Friedrich Engels: Über F. Lists Buch „Das nationale System der politischen Ökonomie“, https://www.marxists.org/deutsch/archiv/marx-engels/1845/list/flist.htm
Karl Marx/Friedrich Engels: Pariser Manuskripte/Ökonomisch-Philosophischen Manuskripte, darin „Die entfremdete Arbeit" https://www.marxists.org/deutsch/archiv/marx-engels/1844/oek-phil/1-4_frem.htm
Alfred Schmidt: Der Begriff der Natur in der Lehre von Marx, Europäische Verlagsanstalt; besonders Kapitel 2, "Vermittlung der Natur durch die Gesellschaft und der Gesellschaft durch die Natur"
Kerstin Stakemeier, Entgrenzter Formalismus, Verfahren einer Antimodernen Ästhetik, b_book, Reihe PoLYpeN; besonders: "Einleitung: Eine abweichende Produktion", daraus der Abschnitt „Ein maßstabsgetreuer Angriff“ (S. 9-11) und "Ende: Eine degenerative Reproduktion", S. 315-333.
Samo Tomsic, The Capitalist Unconscious. Marx and Lacan, Verso; besonders Auszüge aus dem Kapitel "The Capitalist Unconscious: A return to Freud"
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Lerninhalte |
Was der Begriff der „Praxis“ in der Arbeit von Karl Marx bedeutet und was er konkret bewirken sollte, ist alles andere als eindeutig. Zwischen Marx’ Theorie der Entfremdung, dem Anspruch auf eine revolutionäre Veränderung der Welt, den die Feuerbachthesen formulieren, und einem Verständnis des Stoffwechsels des Menschen mit der Natur in seinen späteren Texten, verändert auch der Begriff der Praxis seine Funktion: Er ist eingebunden in die unterschiedlichen theoretischen Voraussetzungen von Marx’ Texten und er ist verknüpft mit den sozio-politischen Inanspruchnahmen, die sich von diesen Bedingungen aus denken lassen. Wie soll man also – theoretisch, politisch oder ästhetisch – mit einem solchen Begriff arbeiten, der nie neutral oder isolierbar ist, sondern immer auch ein begriffliches Gefüge des Sozialen, Kulturellen, Politischen und damit immer auch Konzepte dessen impliziert, was Materie, das Menschliche, das Leben „sind“?
Ausgehend von solchen Fragen versteht sich das Seminar als Anlass zur Annäherung an ausgewählte Texte von Karl Marx und an die vielfältigen Bedeutungen, die diese in den Arbeiten postmarxistischer und poststrukturalistischer Autor_innen wie Arendt, Balibar, Butler oder Castoriadis angenommen haben. Wir wollen versuchen, verschiedene Aufteilungen von Begriffs-und Problemkonstellationen zu bestimmen, an denen sich die Bedeutung eines (post-)marxistischen Praxisbegriffs abzeichnen könnte: Was ist Praxis, wenn sie auf einen Begriff von Produktion bezogen ist, der sich von einem Begriff der Arbeit abgrenzt? Wie lässt sich mit und nach Marx „lebensnotwendige Arbeit“ von „freier“ und von „unfreier“ Arbeit unterscheiden? Welche Verständnisse des Natürlichen, des Kulturellen, des Psychischen liegen dabei zugrunde? Welche Konzepte von Handlungsfähigkeit lassen sich unter diesen Bedingungen denken? Welche Modelle von Subjektivität und Subjektivierung sind damit verbunden? Da sich auch diese Fragen keinesfalls als gegebene voraussetzen lassen, geht es darum, nachzuvollziehen, wie sie sich in den Texten selbst auf oft sehr vieldeutige Weise herausarbeiten lassen, um zu sehen, wie sich die Frage danach, was Praxis in einem noch an Marx orientierten Verständnis sein könnte, überhaupt stellen lässt.
Das Seminar findet als Online-Seminar in einem BBB-Raum statt und beginnt am 30.10.2020. Weitere Termine: 13.11., 27.11., 11.12., 08.01., 22.01., jeweils vierstündig.
In das Seminar eingebunden werden kurze Vorträge und Buchpräsentationen von Gegenwartsphilosoph*innen, die sich um Aktualisierungsmöglichkeiten des Marx'schen Erbes bemühen.
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