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Also träumen wir mit hellwacher Vernunft: Stell dir vor es ist Sozialismus und keiner geht weg ist ein biographisch-dokumentarisches Theater-Projekt angeleitet von Ani Lachnitt und Miriam Schmidt (Masterstudierende IKM) „Ich würde von revolutionärer Erneuerung sprechen. Revolutionen gehen von unten aus. "Unten" und "oben" wechseln ihre Plätze in dem Wertesystem und dieser Wechsel stellt die sozialistische Gesellschaft vom Kopf auf die Füße.“ (Auszug aus der Rede von Christa Wolf am 04.11.89) während der Demo auf dem Alexanderplatz Berlin. 2020 jährte sich die sogenannte Wiedervereinigung zum 30. Mal. Seit einigen Jahren propagieren selbsternannte „Wutbürger*innen“ „Wir sind das Volk“ und gebrauchen damit die während der Montagsdemos 1989/90 genutzte politische Parole, mit der die damalige Reformbewegung gegen die diktatorische DDR-Führung protestierte. Dabei ging es vielen nicht um die Abschaffung eines ganzen Landes wie beispielsweise das Zitat von Christa Wolf zeigt. Die Menschen in der DDR wollten Reformen, oder? Und was erwarteten die Menschen in der BRD? Am 09.11.89 öffneten sich die Grenzen, DDR und BRD Bürger*innen begegneten sich ohne zu wissen, was passieren wird. Wir wollen die Wendezeit aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Was haben die Menschen gedacht, was haben sie sich gewünscht, was haben sie erwartet von dieser Zwischenzeit? Welche Auswirkung hatte der Zusammensturz eines ganzen Landes und einer ganzen Utopie auf die darin lebenden Menschen? Was sind prägnante Erinnerungen an diese Zeit? Und welche Auswirkungen hat das auf unsere gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustände? Diesen Fragen möchten wir uns mit den Methoden und Ansätzen des biographischdokumentarischen Theaters annähern. Dabei reflektieren wir insbesondere Strategien, Spielprinzipien und Inszenierungsweisen im Umgang mit dem im Rechercheprozess generierten Material und hinterfragen kritisch die eigenen Haltungen gegenüber den Dokumenten, den Zeugnissen, den Zeug*innen. Der ehemalige Grenzstreifen mit einer Länge von insgesamt 1393 km gilt heute als das Grüne Band und ist zum Wanderweg und Refugium für mehr als 1.200 seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten geworden. Ein Teil der innerdeutschen Grenze verlief nur 50 km entfernt von Hildesheim. In Sorge (Harz) erinnern das Denkmal Ring der Erinnerung sowie das Grenzmuseum Sorge an diese Zeit. Diese räumliche Nähe wird ein Aspekt unserer praktischen Feldforschung sein. Unter Einbezug popkultureller und historischer Quellen sowie interview- und workshopbasierter Recherche möchten wir innerhalb des Projektsemesters im Kontext von Erinnerungsarbeit eine oder mehrere theatrale Versuchsanordnungen entstehen lassen. Es ist ausdrücklich erwünscht selbstgewählte kontextspezifische Themen einzubringen und Schwerpunkte zu setzen.
Wir planen die Durchführung des Projektes zunächst Online mit asynchronen Elementen. Sofern möglich soll es zudem Präsenzblöcke und Exkursionen geben. |