Der absichtsvoll unbestimmte Queer-Begriff hat spätestens mit dem so genannten „New Queer Cinema“ Anfang der 1990er Jahre auch die Filmtheorie erobert. Man hat es dabei – so viel zumindest ist bei aller Elastizität sicher – weder mit einem identifizierbaren Werkkanon noch mit einer wissenschaftlichen Methode zu tun, sondern mit verschiedenen Strategien und Lesarten, die gegen naturalisierte Zeit-, Begehrens- und Identitätskonzepte arbeiten, wie sie sich in hetero-, aber auch homonormativen Erzählungen manifestieren.
Dieses Seminar möchte verschiedene Verknüpfungen von queer-und filmtheoretischen Ansätzen vorschlagen und u.a. mit Nick Davis‘ Weiterentwicklung der Deleuzschen Konzepte vom Zeit-Bild und Bewegungs-Bild um ein „Begehrens-Bild“ die Frage stellen, ob das Queer Cinema nicht für einen viel tiefergehenden Wandel des filmischen Erzählens steht, als einzelne aktuelle Filmproduktionen glauben machen, die LGBT-Positionen repräsentieren.
In der begleitenden Übung "Heteronormativitätskritische Filmanalyse" wird ein eigener queerer Ansatz der Befragung von Mainstream-Filmen entwickelt und in Video-Essay-Form ausprobiert. |