Lerninhalte |
Die vor 100 Jahren im April 1919 von Walter Gropius als „Staatliches Bauhaus“ in Weimar gegründete Reformschule wird heute verallgemeinernd mit Architektur und Design der sog. „Klassischen Moderne“ gleichgesetzt. Doch bildeten sich die grundlegenden Ideen und Haltungen des „Bauhaus“ in unterschiedlichen und äußerst konträren Phasen unter wechselnder Leitung und Standorten (Walter Gropius 1919-1928, Weimar; Hannes Meyer, 1928-1939, Dessau; Mies van der Rohe, 1930-33, Berlin) in einem komplexen Prozess und mit kontroversen Diskussionen aus. Gegen die alte Auffassung der Trennung von Kunstakademien, Handwerk und Technik wird an einer neuen Pädagogik gearbeitet, die die Vermittlung übergreifender ästhetischer und materialkundlicher Grundlagen der Spezialisierung voranstellt und die angestrebte experimentelle Einheit von Ästhetik, Technik und Wissenschaft, von bildender Kunst, Design (Möbel, Textilien, Alltagsgegenstände, Graphik, Werbung) und Architektur erproben und die Idee der „Revolution des Alltags“ und den Weg zu einer funktionalen Ausdrucksform realisieren will: als neues Wohnen, neues Bauen, neue gestalterische Lösungen für die neue und zukünftige, industrialisierte, mobile und internationale Welt. Darum wird sich das Seminar auch mit der Frage nach der Gegenwartsrelevanz (wie leben, wie wohnen, wie Gesellschaft verfassen?) dieser Ideen beschäftigen. Historisch ist das Bauhaus Verwoben mit dem Wandel der sozialpolitischen und wirtschaftlichen Situation nach dem 1. Weltkrieg bis zum Nationalsozialismus. Das Seminar will die Komplexität wie auch die teils widersprüchlichen und konträren Ausrichtungen des Bauhauses vor dem Hintergrund des kontroversen, internationalen Diskurses der Moderne seit 1860 in seinem Verhältnis zu Gesellschaft, Technik und Industrie, Politik und Ästhetik erkunden. Im Besonderen sollen die Ideen und Leistungen der Künstlerinnen, Designerinnen und Architektinnen in den Mittelpunkt gestellt werden und deren gesellschaftspolitische Situation kritisch vor dem Hintergrund der Bauhausideen und deren Ideale analysiert werden.
Einführende Literatur: Winfried Nerdinger, Das Bauhaus. Werkstatt der Moderne, München: C. H. Beck 2 2019; Patrick Rössler, Elisabeth Otto, Frauen am Bauhaus, München: Knesebeck 2019; Magdalena Droste, Bauhaus, Köln: Taschen, aktualisierte Ausgabe 2019
|