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Friedrich Wilhelm Schelling definiert in seinem "System des Transzendentalen Idealismus" (1800) eine ursprüngliche Identität der bewussten Tätigkeit der Weltwahrnehmung und der bewusstlosen Tätigkeit der Weltkonstitution als das Absolute, als den letzten Grund der Welt und ihrer Erkennbarkeit. Diese absolute Identität kann selbst nicht bewusst gemacht, d. h. diskursiv eingeholt werden. Der Philosophie bleibt der Zugang zum Absoluten verwehrt. Erst das Kunstwerk als Produkt einer ästhetischen Tätigkeit, die zugleich bewusst und unbewusst ist, vermag dem im Bewusstsein befangenen Philosophen das transdiskursive Absolutum zu symbolisieren. Kunst gewährleistet insofern als „das einzige wahre und ewige Organon zugleich und Dokument der Philosophie” deren Zugriff aufs Absolute. Wie Schiller und die Deutschen Frühromantiker knüpft auch der frühe Schelling an die Kunst eine geschichtsphilosophische Hoffnung auf Versöhnung, wenn er davon träumt, „dass die Philosophie, so wie sie in der Kindheit der Wissenschaft von der Poesie geboren und genährt worden ist, und mit ihr alle diejenigen Wissenschaften, welche durch sie der Vollkommenheit entgegengeführt werden, nach ihrer Vollendung als ebensoviel einzelne Ströme in den allgemeinen Ozean der Poesie zurückfließen, von welchem sie ausgegangen waren.” In Schellings "Vorlesungen zur Philosophie der Kunst" (erstmals vorgetragen im Wintersemester 1802/03; veröffentlicht postum 1859) verliert die Kunst ihr Privileg des einzigen Zugangs zum Absolutum wieder an die Philosophie, wird dafür aber in ihrer welterschließenden Dimension umfassend untersucht.
Im Seminar lesen wir zentrale Passagen aus unterschiedlichen Werken Schellings zur philosophischen Ästhetik, vor allem aber Abschnitte aus den "Vorlesungen zur Philosophie der Kunst".
Seminarplan:
21.10.19 Einführung
28.10.19 Gerhard Gamm, „Schelling“, in: ders., Der Deutsche Idealismus: Eine Einführung in die Philosophie von Fichte, Hegel und Schelling, Stuttgart 1997, 179-212.
04.11.19 Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, „Analytik des Schönen“ § 1-13, hg.v. Wilhelm Weischedel, Frankfurt a.M. 1983, 115-139.
11.11.19 Frühromantik und früher Idealismus, „Das 116. Athenäumsfragment“, in: Theorie der Romantik, hg. v. Herbert Uerlings, Stuttgart 2000, 79-80 / „Das älteste Systemprogramm“ in: F.W.J. Schelling, Texte zur Philosophie der Kunst, 96-98.
18.11.19 System des transzendentalen Idealismus: „Vorrede“ & „Einleitung“, in: F.W.J. Schelling, System des transzendentalen Idealismus, hg. v. Walter Schulz, Hamburg 1957, 1-20.
25.11.19 System des transzendentalen Idealismus: Philosophie und Kunst in: F.W.J. Schelling, Texte zur Philosophie der Kunst, Stuttgart 2010, 99-123.
02.12.19 Philosophie der Kunst, „Einleitung“, in: F.W.J. Schelling, Texte zur Philosophie der Kunst, Stuttgart 2010, 139-156.
09.12.19 Philosophie der Kunst, a.a.O., „Konstruktion der Kunst überhaupt“/“Konstruktion des Stoffs der Kunst 1“, 156-200.
16.12.19 Philosophie der Kunst, a.a.O., „Konstruktion des Stoffs der Kunst 2“, 200-248.
06.01.20 Philosophie der Kunst, a.a.O., „Konstruktion des Besonderen oder der Form der Kunst“, 248-281.
13.01.20 „Über das Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur“ (1807), in: F.W.J. Schelling, Texte zur Philosophie der Kunst, a.a.O., 53-95.
20.01.20 „Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums“ (1803), in: F.W.J. Schelling, Texte zur Philosophie der Kunst, a.a.O., 124-133; Briefe Schellings an A.W. Schlegel, in: F.W.J. Schelling, Texte zur Philosophie der Kunst, a.a.O., 134-138.
27.01.20 Schellings Bedeutung für eine Theorie ästhetischer Praxis
03.02.20 Abschlussdiskussion
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