Literatur |
Henning Schmidgen: Bruno Latour zur Einführung, 2. Auflage, Hamburg 2013. Latour, Bruno: Das Parlament der Dinge, Frankfurt a.M. 2010, „Einleitung“ (S. 9-18) und „Für den eiligen Leser (kurze Zusammenfassung der Argumentation)“ (S. 302-307). Weitere Literatur wird zu Semesterbeginn in der ersten Sitzung bekannt gegeben. |
Lerninhalte |
Der französische Soziologe und Philosoph Bruno Latour (*1947) ist vor allem durch seine wissenschaftssoziologischen Frühschriften sowie als Begründer der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) bekannt. Große Aufmerksamkeit erregte er in den 90er innerhalb der science wars. Dort wurde er als Vertreter eines Sozialkonstruktivismus und radikalen Relativismus angesehen. Galt Latour in vielen Kreisen lange als enfant terrible der Szene, scheint er gerade durch sein Konzept einer „politischen Ökologie“ sowie seine Überlegungen zur „Gaia-Hypothese“ zunehmend in umweltphilosophischen Debatten aufgenommen zu werden. Dies liegt auch an seinen Vermittlungsversuchen zwischen Naturalismus und Konstruktivismus, die vor dem Hintergrund einer erstarkenden Wissenschaftsskepsis und von sogenannten „Klimaleugnern“ zu lesen sind. Eingebettet sind diese Überlegungen in eine Kritik der Moderne, die gleichermaßen klassische Gegensätze wie Natur/Politik, Tatsachen/Werte hinterfragt, ohne dabei in eine postmoderne Beliebigkeit abzurutschen. Das Seminar versteht sich weniger als strenge Einführung in Latours Werke, sondern möchte sich den verschiedenen Stationen seines Denkens aus einer philosophischen Perspektive annähern. Dabei sollen zentrale Begriffe und wirkmächtige Konzepte geklärt und gefragt werden, inwiefern diese für aktuelle philosophische Diskurse fruchtbar gemacht werden können. |