Literatur |
Sekundärliteratur (zur Vorbereitung oder Nachbereitung empfohlen):
BALKE, Friedrich: Gilles Deleuze zur Einführung, Frankfurt: Campus Verlag, 1998.
COLEBROOK, Claire: Gilles Deleuze (Routledge Critical Thinkers), New York: Routledge, 2001.
JONES, Graham und Jon Roffe (Hg.): Deleuze’s Philosophical Lineage, Edinburgh: Edinburgh University Press, 2009.
–– , Deleuze’s Philosophical Lineage II, Edinburgh: Edinburgh University Press (voraussichtlich Mai 2019).
OTT, Michaela: Gilles Deleuze zur Einführung, Hamburg: Junius Verlag, 2011.
PATTON, Paul (Hg.): Introduction to Deleuze: A Critical Reader, Oxford: Blackwell, 1996.
SMITH, Daniel W.: Essays on Deleuze, Edinburgh: Edinburgh University Press, 2012.
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Lerninhalte |
Wie lernt man philosophisches Denken? Wie gelangt man dahin, dass man nicht bloß reproduziert, was große Philosophen gesagt haben, sondern selber denkt? Vielleicht ist die Frage so falsch gestellt, denn sie suggeriert, dass es einerseits eine Philosophiegeschichte gibt, an der sich der archivarische Geist abarbeitet, und andererseits ein kreatives, experimentelles Forschen, das leider nur wenigen freien Geistern vorbehalten ist. Gilles Deleuze zeigt hingegen durch seinen eigenen philosophischen Werdegang, dass das, was uns zum Denken bringt, die Begegnung mit Problemen ist, die bereits vor uns andere Denker umgetrieben haben und die immer wieder neu, unter den jeweils aktuellen Bedingungen und mit neu ins Feld geführten Begriffen, gestellt werden müssen. Entgegen der seinerzeit in Frankreich herrschenden Tradition der drei "H's" (Hegel, Husserl, Heidegger), suchte sich Deleuze seine eigenen „Fürsprecher“ (intercesseurs), deren philosophische Probleme er auf eine neue, radikale Art und Weise stellte: Hume, Bergson, Proust, Nietzsche, Kant und Spinoza. „Ich brauche meine Fürsprecher, um mich auszudrücken, und sie würden sich nie ohne mich ausdrücken: Man arbeitet immer zu mehreren, auch wenn das nicht sichtbar ist“ (Deleuze, Unterhandlungen, Frankfurt a.M.: 1993, S. 181). Die frühen Schriften Deleuzes sind mehr als Kommentare zur Philosophiegeschichte. Wie ein Bauchredner spricht Deleuze durch seine Fürsprecher und entwickelt bereits grundlegende Motive von Differenz und Wiederholung und seiner späteren Zusammenarbeit mit Guattari, bei der ebenso der eine als „Fürsprecher“ des anderen agierte.
Das Seminar behandelt ausgewählte frühe Texte von Deleuze, in denen bereits zentrale Gedanken anklingen, die er in einem „indirekten Diskurs“ weiterführen wird: die Kantische Idee einer immanenten Kritik der Vernunft und die Idee der Genese des ästhetischen Gemeinsinns, die produktive Kraft der Differenz bei Bergson, der Proust’sche Topos des Lernens als eine Lehre durch Zeichen, Nietzsches Bejahung des Lebens und Aufwertung des Körpers und seiner Vermögen, Spinozas Affektlehre und Philosophie der Immanenz.
AM DONNERSTAG, 24. OKTOBER, FÄLLT DIE VERANSTALTUNG AUS. |